Hallo,
da bin ich wieder frisch im Hotelzimmer von der Südküste. bei mir ist es kurz vor Mitternacht, doch ich will unbedingt beginnen.
Irgendwie habe ich keine Ahnung was ich oder besser was ich nicht schreiben bzw. wie ich mich ausdrücken soll. Am Liebsten würde ich meine Eindrücke der letzten zwei Tage in einem Wort zusammenfassen können aber das gelingt mir nicht. Also müsst Ihr vermutlich mehr lesen als Euch lieb ist, Sollte es euch zu viel werden kann ich das gut verstehen.
Tag 9: Wasser, Weite, Einsamkeit
“Arctic Adventure” war diesmal der Veranstalter der mir und weitern 15 Mitreisenden das Abenteuer Südküste näher bringen sollte.
Es hatte in der Nacht wieder geschneit und so wartete ich bei 0 Grad auf den Bus, wegen der Übernachtung hatte dieser sogar einen kleinen Gepäckanhänger dabei und das war gut so. Einige wechselten nach der Rückkehr das Hotel und hatten riesige Koffer dabei, das hätte nie in einen normalen Kleinbus gepasst.
Los ging es im leichten Schneetreiben, das immer mehr zu Schneeregen wurde, vorbei an der Brauerei mit benachbarter Schokoladenfabrik hinaus aus Reykjavik. Während der Fahrt erzählte unser Guide, Adolf, ein echter nordischer Name 😉 , wie üblich von Land und Leuten. immer wieder Spannend wie unterschiedlich die gleiche Geschichte interpretiert werden kann.
Je weiter wir uns von der Hauptstadt entfernten desto besser wurde das Wetter und wir hatten großartige Blicke auf Hekla und E15, das ist die einfache Form von Ejyafjallajökull, leider war bei der ersten Rast nicht mehr viel ohne störenden Häuser zu sehen und daher haben die Fotos nur Erinnerungswert.
Nächster Planmäßiger Halt beim bekannten Wasserfall Seljalandsfoss, der von Allen Seiten betrachtet werden kann. Da ich froh war ein wenig mehr Zeit für Bilder zu haben, beschloss ich auf den Gang hinter den Wasserfall zu verzichten. Normalerweise ist er um diese Jahreszeit viel zu vereist um die Runde gehen zu können, doch hatte es so um die 5 Grad und kein Eis weit und Breit am Weg. Gegen Gullfoss ist er ja wirklich mickrig, nur bekommt man hier die Höhe sehr schön mit, da der Standpunkt wirklich am Fuß des Falles ist.
Der nächste Wasserfall der Tour ließ nicht lange auf sich warten und wir konnten Skogafoss aus der relativen Nähe betrachten. Er ist so wie der große Bruder des vorigen Falles, etwa die gleiche Höhe aber viel mächtiger und dahinter gehen würde ich keinem raten. Es gibt die Möglichkeit über einen Weg und Treppen den Ausblick von Oben zu ergattern, doch irgendwie wirken Wasserfälle für mich von Untern besser und auch Adolf meinte, dass es sich nicht wirklich auszahlen würde.
Ich wusste schon, dass mich hier viel Gischt erwarten würde aber mit so viel habe ich nicht gerechnet. Selbst in einigen hundert Metern Entfernung wurden wir klitschnass und am Stativ rannten kleine Bäche herunter. Die Kamera war natürlich komplett nass, hat es aber bravurös weggesteckt und mein immerdabei Tuch war Gold wert. Wir haben zwar bemerkt, dass immer Wolken aufgezogen sind doch, dass es auch noch zu regnen begonnen hatte war nicht wirklich aufgefallen. Bin schon gespannt ob überhaupt ein brauchbares Foto entstanden ist oder Alles in Tropfen versinkt.
Der immer stärkere Regen und dazu passende Wind änderten unsere Pläne und mit der Hoffnung auf Besserung zogen wir die Mittagspause im. Vik vor. Aus Vik kennt man eigentlich nur die Fotos der Dorfkirche, die auf einem kleinen Hügel liegt, jetzt weiß ich warum, denn sonst gibt es hier außer Touristenschank und Outletstore von Icewear nicht wirklich was zu sehen. Ursprünglich hatte ich mich auf Vik gefreut aber der Anblick und der horizontale Regen und Sturm veranlaste auch mich die Fotografie nur schnell vom Rastplatz aus zu erledigen.
Nach der Pause ging es ein Stück Retour zum Schwarzen Strand, das Wetter war nicht viel besser und nach vielen Mahnungen zur Vorsicht, wegen der heimtückischen Wellen, wurden wir an den Strand entlassen.
Vor uns lag ein großes Areal aus feinem schwarzem Sand dazwischen flach gewaschene, dunkel glänzende Steine. Von der einen Seite waren wir von riesigen Basaltklippen umgeben, auf der anderen donnerte der Atlantik mit unbändiger Wucht an den Strand. Wie muss der wohl im Sonnenlicht aussehen, sicher faszinierend denn obwohl das Wasser nun von Allen Seiten kam war es ein tolles Schauspiel und auch die zwei Felsen, die angeblich von der Sonne erwischte Trolle sind trotzten auch tapfer der Witterung und der Brandung.
Vollkommen durchnässt aber glücklich ging es nun in Richtung Osten den Gletschern und dem Hotel entgegen. Wieder wurden wir durch eine unwirkliche Landschaft chauffiert. Im Norden ragten nur die Füsse der wolken- und nebelverhangenen Berge hervor, bei denen es sich auch um versteckte Riesen handeln konnte, die nur darauf warteten uns zu treten. Im Süden erstreckte sich eine weite, gelb-graue Graslandschaft. Das vereinzelte Grün wirkte wie Sonnenstrahlen die aus der Erde kamen, jedoch sofort von schwarzem Basaltgestein umzingelt und wieder verschlungen wurden. Immer wieder unterbrachen alte Lavaströme das Land die mit ihren meterhohen Gesteinsbrocken und Geröll dieses überschwemmt hatten,hier wurde es noch trostloser als zuvor. Plötzlich tauchte leuchtendes Grün aus der Nebelsuppe auf. Mossbewachsene Felder mit teilweise wirklich runden Formen, wirkten wie aus Hobbiton nach Island geholt. Trotzdem keine Menschenseele weit und breit nicht einmal Anzeichen einer Behausung zu erkennen. Nach einiger Zeit wurde das Land wieder “normaler” und auch Zeichen der Zivilisation wurden wieder mehr. Soeben war noch ein kleines Häuschen zu sehen, als wir anscheinend wirklich, wie von einem Riesen getreten, quer durch das Universum geschleudert einen komplett fremden Planeten um uns hatten. Schwarze Asche so weit das Auge reicht, trostlos und einsam. Nur die quer durch die Einöde laufenden Stromleitungen gaben uns Hoffnung doch wieder auf der Erde zu landen.
Nach unserem Abstecher auf einen anderen Planeten wurde die Umgebung wieder freundlicher und das Wetter beruhigte sich zum Glück ebenfalls wieder. Immer weiter ragten nun die Gletscher von den Bergen und kamen der Straße immer näher, diese führte auch immer mehr über Bäche und Flüssen die vom Schmelzwasser der riesigen Eisflächen gespeist wurden.
Unser Hotel lag zwischen zwei Gletscherzungen und auch nur ein kleiner Hügel reichte um diese bestaunen zu können.
Nach einem gemütlichen Abendessen im vorzüglichen Hotelrestaurant beschloss ein Teil von uns sich auf Nordlichtjagd zu begeben. Die Voraussagen waren recht gut nur der wolkenverhangene Himmel versprach Nichts Gutes. Nach dem Motto die Hoffnung stirbt zuletzt waren doch wirklich eine Sterne zu sehen und die Wolken fingen an sich zu Lichten. Ahhh was war das, ein Nordlicht? Am Foto sah das ganze schon recht gut aus, aber irgendwas passte mir nicht. Nordlichter sind Grün, Rot aber nicht Türkis. Schnell noch ein Bild und ein Vergleichsbild in die andere Richtung. Das Türkis war eindeutig da und kein Bildfehler. Nach kurzem Nachdenken fand ich die Lösung. Der Mond war im Zunehmen und strahlte auf das Eis, das wiederum das Licht türkis in die Wolken reflektierte. Die Stimmung war auch ohne Nordlich sehenswert. Kurz vor 22 Uhr war ich dann schon Alleine und da es nicht wirklich kalt war beschloss ich meine Fotografie weiter zu betreiben. Ganz alleine auf einem der Hügel wartete ich auf das erlösende Leuchten. Der Wind nahm wieder an Fahrt auf und mein Stativ wurde immer niedriger um nicht zu sehr zu wackeln. Wirklich wurde mein Ausharren belohnt und ein grünes Leuchten zog sich im Nordwesten über die Berge. Es war viel Schwächer als am ersten Abend in Reykjavik aber dafür die Umgebung viel schöner. Wie Besessen schoss ich ein Foto nach dem Anderen und sowohl Akku- als auch Speicherkartenkapazität gingen rapide in den Keller. Macht Nichts ich hatte genügend Ersatz. Das ganze Schauspiel dauerte in etwa eine Stunde und gegen halb Zwölf hatte auch ich genug. Ein wenig Angst habe die Bilder in Groß zu sehen, da es doch sehr windig war und bei 10 Sekunden Belichtungen wackelt da so Einiges. Auch hier wäre ich mit einem brauchbaren Foto total glücklich.
Am Weg zurück in mein Hotelzimmer stand eine Ansammlung schnatternder und grelle Taschenlampen schwingender Japaner oder Chinesen am Fusse des Hügels, sie hatten auch beobachtet, aber zu meinem Glück nur von Unten. Was für ein Hallo das war, ich kam mir vor wie in einer Entenhorde vor lauter Geschnatter, mir wäre lieber sie wären wie die Goldfische, auch immer den Mund offen aber leise.
Müde aber wieder einmal glücklich konnte ich mich ins Bett fallen lassen, wieder ein großartiger Tag hinter mir
Tag 10: Eiszeit
Da ich in der Früh gerne etwas mehr Zeit habe läutete mein Wecker ziemlich zeitig und ich konnte in Ruhe frühstücken, oder so hatte ich mir das vorgestellt. Kurz nachdem ich angefangen hatten kamen auch schon meine Entenfreunde und unter heftigem gequacke und noch heftigerem Verbeugen wurde über die Erlebnisse der letzten Nacht berichtet, alle waren anscheinen nicht dabei gewesen. Frühstück war trotzdem gut aber lange bin ich nicht geblieben.
Einige Zeit später fuhren wir , bei gutem Wetter, weiter in Richtung Osten der Gletscherlagune, eines meiner erhofften Highlights, entgegen. Hier brechen jedes Jahr 600m des Gletschers ab und riesige Eisbrocken werden Richtung Meer gespült. Traurig ist, dass das Eis aber nur 300m nachrückt, so gehen jedes Jahr 300m Gletscher verloren.
Wir waren kurz vor Sonnenaufgang am Ziel und was für ein Anblick. Alles was ich mir erhofft hatte wurde war. Riesige Eisbrocken die sich aneinander drängen und mit lautem Getöse zerbersten. Eis in den unterschiedlichsten Farben und Schattierungen. Vor lauter Begeisterung wäre mir fast mein Stativ mit Kamera ins Wasser gekippt aber ich habe noch recht gute Reflexe. Der heller werdende Tag verschaffte uns einen ständig wechselnden Anblick an Farben und Kontrasten. In der Ferne konnte man die Berge und Gletscher sehen während die steigende Flut die Eisbrocken vor unseren Augen herumschob und jede Minute weiter Details und Ansichten Preis gab.
Wieder war die Zeit viel zu kurz und ich musste mich von diesem faszinierenden Schauspiel losreißen. Zum Glück ging es nach Überquer der isländischen Version der GoldenGate Bridge gleich zum nächsten Fototermin. Die Ebbe bringt die schwimmenden Eisblöcke ins Meer, dort werden sie von Wind und den tosenden Wellen des Atlantiks teilweise an den schwarzen Strand geschwemmt. Wieder ein grandioser Anblick die Eisblöcke bedecken den Strand hunderte Meter weit und bieten ein kontrastreiches Bild, das immer wieder von tobenden und spritzenden Wellen geändert wird. Hier ist die Kraft der Wellen für mich noch eindrucksvoller als am schwarzen Strand vom Vortag, da hier auch noch die großen Eisblöcke herumgeworfen werden. Nicht nur ein Meer an Eisblöcken sondern auch an Fotografen, die immer wieder in windeseile Ihre Stative vor den Wellen in Sicherheit bringen mussten, selbstverständlich bin auch ich hier immer brav mitgelaufen. Die Zeit verging wie im Flug und wir saßen viel zu früh wieder im Fahrzeug, Mittagspause stand am Programm, für meinen Geschmack viel zu bald da ich noch immer satt vom Frühstück war. Wenigstens hatte ich wieder Zeit ein wenig zu fotografieren.
Gegen 13 Uhr waren wir am Ausgangspunkt unseres nächsten Abenteuers, dem Basecamp der Gletscherguides, angekommen. Dort fassten wir unsere Ausrüstung für den Ausflug aus. Jeder bekam echte Steigeisen, einen Helm und auch einen Eispickel. Nach einer kurzen Wartezeit wurden wir von einem Transferbus in Richtung “unseres” Gletschers geführt. Hier der Schreck für einige, wir mussten noch ca. 30 Minuten zum Fuß des eisigen Riesen zurücklegen. Auch hier wieder unwirkliche Landschaften, die der sich zurückziehende Gletscher hinterlassen hatte und diesmal mittendrin statt nur vom Bus, einfahc Whansinn. Der Weg war recht gemütlich und nicht schwer, die Temperatur wurde merklich kühler, plötzlich standen wir vor einer blau-türkis- weißen Wand aus Eis.
Was da drauf soll ich gehen, will ich das wirklich, von hier ist das auch schon toll, solche Gedanken kamen mir beim Anblick in den Sinn. Es nützte Nichts, rein in die Steigeisen, natürlich unter fachkundiger Anleitung und Kontrolle, los gehts. Nicht sooo schnell eine Sicherheits- und Gehschulung haben wir natürlich auch erhalten, ist ja nicht ungefährlich. Der Anfang war eigentlich recht harmlos, mit in das Eis gehackten Stufen die fanden aber bald ein Ende und es ging mit festen Schritten über das blanke Eis. Hatte ich eben noch gemeint die Temperatur wäre kühl, so kamen bald Alle ordentlich in Schwitzen. Gemeinsam machten wir einen Fotohalt, was für eine Aussicht. Eis in allen Farben und Formen zogen sich in einem weiten Strom durch die braune Landschaft und wir winzige Würmer mitten, eher am untern Drittel, beeindruckend war es dennoch. Nach einem kurzen Anstieg ging es bergab, für Neulinge wie mich eine echte Überwindung, um in eine Eishöhle zu steigen. Es war zwar nicht die bekannte Kristalleishöhle sondern eine im Vergleich winzige. Trotzdem konnte einem eigentlich nur schwindelig werden vor lauter Eis, das nun auch über uns lag und unten in der Tiefe hörten wir einen reißenden Fluss, aus Schmelzwasser während Wasser von der Decke der Höhle tropfte. Sensationell auch wieder die Farben und Formen des Eises. In Kleinstgruppen hatten wir nun die Möglichkeit auch einen Blick auf den Fluss zu werfen, unglaublich mit welcher Wucht und Geschwindigkeit der reißende Strom der den Gletscher immer mehr abbaut ins Tal rast. Ehrfurchstvoll verließen wir diesen unheimlichen Ort der Naturkräfte. Wieder an der frischen Luft ging es weiter den Gletscher hinauf. Nun konnten wir die “Quelle” des reißenden Stromes der Höhle begutachten, schroffe, zerklüftete Klippen aus Eis und tiefe Gräben waren hier zu sehen. Immer weiter nach Oben brachte uns unser Begleiter und am Höchsten Punkt der Tour, durften wir den mächtigen, abgerundeten und zerklüfteten Beginn des wahren Gletschers bestaunen. Für die Freunde der lustigen Fotos in der Gruppe gab es hier Gelegenheit Bilder beim Eisklettern nachzustellen, was auch häufig genutzt wurde. Ebenfalls konnten wir ein wenig am Eis lutschen, herrlich erfrischen und kalt. Nun ging es wieder dem Ende der Gletscherzunge entgegen und ohne Zwischenfälle kamen auch alle wieder gut an. Beim Abschnallen der Steigeisen meinte der Guide, dass wir uns beeilen sollten da die Wettervorhersage in einer halben Stunden Regen versprach. Ich glaube, es war der erste korrekte Wetterbericht seit ich hier war, denn pünktlich mit Erreichen des Busses fielen die ersten Tropfen vom Himmel.
Alle waren ziemlich geschafft, denn immerhin waren wir Gletscherkücken insgesamt 4 Stunden, davon 2,5 am Eis, unterwegs gewesen, so freuten wir uns auf unseren eigenen Minibus der uns zurück nach Reykjavik bringen sollte.
Während wir im Regen und dem langsam sterbenden Tag Richtung Hotels fuhren haben fast Alle geschlafen. Ich konnte und wollte nicht die Augen schließen, zu sehr hatte ich Angst etwas Spannendes zu verpassen. Obwohl wir versuchten den Tag mit unserer Fahrt Richtung Westen zu Verlängern, nütze es Nichts,es wurde immer dunkler. Die regnerische Landschaft konnte ich nun auf der Nordseite gut beobachten. Was gestern noch schemenhafte Riesen waren sah heute, da es nicht so nebelig war wie ganz normale Berge aus, also war die gestrige Furcht unbegründet. Das wenige Tageslicht, dass durch die Wolken durchschimmerte hüllte die Bergkämme in unwirkliches Licht und es wirkte als ob sie von innen glühten um gegen die anbrechende Nacht anzukämfpen.
Die Aussicht auf die flachen Streifen zwischen Bergen und Straße wurde immer grauer und dunkler. Nur die Bäche und Flüsse wirkten durch die Reflektion des durch die Wolken dringenden Lichtes wie Stahlbänder die das Land zerteilten, doch auch diese glichen ihren Farbton bald dem restlichen Flachland an. Lavaklumpen ragten noch schemenhaft erkennbar aus dem Dunkelgrau hervor und wirkten wie Trolle die nur darauf warteten einen unachtsamen Reisenden zu erhaschen um endlich wieder satt zu werden.
Auch hier so gut wie keine Häuser zu erkennen und es war auch auf der Straße recht einsam.
Plötzlich das grelle Licht von Straßenlaternen, der Bus hielt und wir fanden uns in Vik wieder um eine Pause zu machen. Vik bedeutete wie bereits am Vortag horizontaler Regen, wieder Nichts mit der Kirche.
Nach der dringen notwenigen Stärkung waren wir bald wieder unterwegs. Die Nacht hatte entgültig gegen den Tag gesiegt und die Aussicht war eigentlich so gut wie nicht vorhanden.Schlafen wollte ich trotzdem nicht und starrte gebannt in die Dukelheit um auch diese wie ein Schwamm aufzusaugen. Irgendwie rutschte mein Blick zur Windschutzscheibe und ich kam mir vor wie in Star Wars beim Flug im Hyperraum, der Regen hatte sich mit dichten Schneeflocken vermischt, die der Sturm und Fahrtwind uns entgegenpeitschten und so fuhren/flogen wir in einem, mit Streifen durchzeichneten, schwarzen, Korridor unserem Ziel entgegen. Wie so vieles auf der Reise extrem surreal. Zum Glück für unseren Fahrer verliessen wir den Hyperraum bald wieder und es gab nur mehr leichten Regen. Ich konnte mich wieder der Dunkelheit widmen die nun immer häufiger von Hausbeleuchtungen aufgelockerte wurde. Was war das, irgendwie traute ich meinen Augen nicht, doch tatsächlich die Isländer beleuchten Ihre Wasserfälle in der Nacht, zumindest drei habe ich auf dem Weg zurück gesehehen, beim Anblick hätte ich fast meine Mitfahrer mit einem lauten Lachen aufgeweckt.
Manchmal hatte ich das Gefühl nur der Fahrer und ich waren munter. Der Schlaf und die Müdigkeit lagen mir in den Knochen und wollten mich immer in Versuchung führen die Augen zu schliessen, den Kampf habe ich aber gewonnen. Geholfen hat auch der ausgewählte Radiosender des Guides, genau meine Wellenlänge von Deep Purple, Dire Straits, Queen und alle diese Kaliber ging die Musikauswahl und wie auf Bestellung fingen bei Pink Floyds “Shine on you crazy diamond” die Nordlichter zu tanzen an. Aber was, so kitschig ist nicht einmal Island, Tagträumen werde ich ja noch dürfen. Natürlich hat es weiter geregnet und die einzigen bunten Lichter waren die Rücklichter der Autos und die Warnleuchten der einspurigen Brücken.
Um es kurz zu machen, was für ein schlechter Scherz, wohlbehalten im Hotel abgeliefert freute ich mich auf Dusche, Blog, Bier und Bett.
Was für ein sensationielles Abenteuer.
Noch ein paar kurze Anekdoten:
1.) Die Selfiequeen: Eine Mitreisende hatte wirklich dauernd den vielgehaßten Stick in der Hand, keine Ahnung wie viele sie während der zwei Tage geschossen hat. Meiner Meinung nach müsste das Handy schon lange übergegangen sein, denn sogar am Gletscher ist sie ständig damit rumgelaufen.
2.) schräge Japaner: Mit an Bord war auch ein japanische Pärchen. Sie wie frisch aus der Schule entlassen. Mit lustigem Kleidchen, Jäckchen, Mützchen mit Ohren, fast komplett in Rosa nur die Handschuhe, waren Gelb und sahen wie Quietschenten, samt Schnabel aus. Ständig herumgehüpft, gequieckt und gequackt und auf Nichts Rücksicht genommen. Sie wäre fast in die Quelle des Gletscherflußes gefallen nur wegen einer lustigen Pose, unser Guide und auch wir waren schon sehr sauer.
3.) Kulturschock: Die letzten Wochen bzw. Tage habe ich kaum ein deutsches Wort gehört, hauptsächlich Englisch. Dann bei einer unserer Raststationen in sagenhafter Umgebung kotzte ein Reisebus eine riesige Gruppe deutschsprachiger, aus verschiedenen Ländern stammenden, Touristen aus. Nicht wie all die Anderern, mir verständlichen, Personen ging es um die Schönheit der Landschaft und die Begeisterung sondern es wurde nur gemeckert und heruntergemacht. Hatte jemand endlich Nichts auszusetzen wurde nur von den eigenen Erlebnissen in anderen Ländern, in einer großkotzigen Art erzählt, dass mir die Galle hochgekommen ist. Das war bisher das Erste Mal dass ich mich irgendwie geärgert habe und es mir peinlich war, Deutsch als Muttersprache zu haben. Selbst die Amis mit Ihrem “Amazing, Cool, Great, Woooow, Awesome” sind zwar nervig aber auch lustig in ihrer kindlichen Art.
Haaalllooo ihr seid noch immer da, nicht eingeschlafen und nicht weggeklickt, dann habe ich noch Etwas für Euch:
die Verabschiedung:
Bis bald und das Nächste Mal wieder um einiges kürzer
Alex